Wir Omas gegen Rechts Köln sind als Unterstützerinnen im OmZ aktiv. OmZ steht für Obdachlose mit Zukunft, ein selbstverwaltetes Wohnprojekt von ehemals Obdachlosen in Köln-Deutz. Durch unsere Anteilnahme haben wir auch mit obdachlosen oder ehemals obdachlosen Frauen zu tun.
Mittlerweile gibt es so viele obdachlose Menschen wie nie zuvor in Köln. NRW-weit sind in Köln mit etwa 6.200 die meisten Menschen ohne Wohnungen gezählt. Die Stadt schätzt, dass etwa 300 von ihnen auf der Straße leben. Allein in diesem Winter sind in Deutschland 22 Obdachlose auf der Straße erfroren!!! Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Wohnungslosenhilfe meldet, dass Obdachlosigkeit zunehmend weiblicher und internationaler wird und außerdem immer mehr Familien betroffen sind. Eine bezeichnende und traurige Tendenz! Laut Statistik sind etwa ein Viertel bis ein Drittel aller wohnungslosen Menschen Frauen, umfassendere Statistiken zu weiteren obdachlosen Flinta Menschen haben wir leider nicht gefunden, daher beziehen wir uns im Folgenden vor allem auf obdachlose Frauen.
Frauen sind auf besondere Weise von Obdachlosigkeit bedroht. Wenn eine Beziehung zerbricht oder die Rente nicht ausreicht, verlieren manche von ihnen die Wohnung. Es sind vor allem ältere Frauen, die einen Wohnraum plötzlich nicht mehr finanzieren können, etwa weil der verdienende Partner verstorben ist oder der Elternteil, der gepflegt
wurde.
Viele haben ihr ganzes Leben für andere gearbeitet, sich um Kinder und Haushalt gekümmert, wurden dafür nicht entlohnt und haben somit keinen Anspruch auf Rente. Für die betroffenen Frauen ist es oft besonders hart, sich einzugestehen, dass sie Hilfe benötigen.
Viele Frauen wissen es nicht oder schämen sich, wenn sie den Gang zum Sozialamt machen müssen und Anträge stellen. Und nicht nur die Scham, auf Kosten anderer leben zu müssen, hält viele Frauen davon ab, sich Hilfe bei den Ämtern zu holen. Demütigende Erfahrungen bei Jobcenter und Co. nehmen ihnen oft das letzte bisschen Stolz und Würde und dann bleiben manche lieber auf der Strasse, als sich der bürokratischen Unmenschlichkeit auszuliefern.
Partnerschaftliche Gewalt zieht sich durch alle Altersstufen und alle sozialen Schichten und nahm in den vergangenen Jahren zu. Im Lockdown ist häusliche Gewalt gegen Frauen zudem krass in die Höhe geschnellt. Wenn sie die Möglichkeit dazu haben, kommen Frauen bei Bekannten unter. Couchsurfing ist ein bekanntes Phänomen bei weiblichen Wohnungslosen und ein Grund, warum von verdeckter Obdachlosigkeit die Rede ist. Das Übernachten bei Bekannten schützt die Frauen vor Übergriffen auf der Straße. Aber auch bei dem ständigen Wechsel der Wohnung können neue Abhängigkeiten entstehen.
Und es gibt auch Frauen, die nicht wissen, wohin, wenn sie ihrem gewalttätigen Partner entfliehen wollen. In der Mehrheit sind es Frauen mit Migrationshintergrund, die hier (noch) kein soziales Netz haben, welches sie in höchster Not auffangen könnte. Drogenkonsum ist eine Abhängigkeit, die weitere, oft toxische zwischenmenschliche
Abhängigkeiten erzeugt. Geld wird benötigt, um Drogen zu kaufen und eine nahe liegende und leider auch oft die einzige mögliche Bezahlung ist in Form von Sex. Dies erzeugt eine Spirale, aus der die Frauen sich nur schwer befreien können.
Weil die weibliche Wohnungslosigkeit oft verdeckt abläuft, existierten in Deutschland lange keine speziellen Hilfsangebote für Frauen. Erst Mitte der 1990er-Jahre gab es wissenschaftliche Untersuchungen über die Bedürfnisse von Frauen auf der Straße und dann auch entsprechende Anlaufstellen. Im Straßenbild sind obdachlose Frauen meistens kaum sichtbar, dabei ist der Alltag auf der Straße für Frauen besonders hart.
Sie versuchen nicht aufzufallen, sind gewalttätigen Übergriffen aber oft schutzlos ausgesetzt – auf der Straße, aber auch in überfüllten Notunterkünften und Wohnheimen.
Jetzt könnte man ja sagen: aber es gibt doch Frauenhäuser? Was ist damit? Speziell in Köln gibt es davon schon seit Jahren viel zu wenige, gerade mal zwei. Fünf wären angesichts der Anzahl Hilfe suchender, misshandelter Frauen angemessen. Wenn frau es nun doch geschafft hat, einen Platz im Frauenhaus zu bekommen, dann hat sie das Anrecht auf einen bezahlten Platz übrigens nur, wenn sie sozialleistungsberechtigt ist. Frauen ohne Aufenthaltsstatus oder Studentinnen müssen selbst zahlen und werden, wenn sie das Geld nicht haben, in der Regel abgewiesen.
Die beiden Frauenhäuser in Köln mussten in den vergangenen beiden Jahren jeweils mehr als 630 Frauen, die Schutz vor häuslicher Gewalt suchten, abweisen oder an andere Städte verweisen, weil die eigenen Plätze belegt waren, und zur Pandemie gab es noch mehr Bedarf als zuvor. Der Rat der Stadt Köln hat zwar im Dezember 2019 die Einrichtung eines dritten Frauenhauses beschlossen, das nun, zwei Jahre später (!) im Sommer eröffnen wird, aber auch damit werden es deutlich zu wenige Plätze sein und weiterhin werden Frauen in höchster Not abgewiesen.
Deshalb fordern wir von den Verantwortlichen der Stadt Köln:
- Ausreichend Frauenhäuser und geschützte Wohnräume für Frauen und Kinder mit Gewalterfahrung! Für Köln wären das mindestens 250 Plätze nach den Standards der Istanbul-Konvention (die sogenannte Istanbul Konvention beinhaltet auf EU-Ebene beschlossene Standards zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Sie wurde 2011
formuliert und oftmals lässt eine konkrete Umsetzung bis heute auf sich warten, so auch in Köln) - Für obdachlose Menschen allgemein und insbesondere für Frauen in Not: abschließbare Einzelzimmer, in denen sie den ganzen Tag bleiben können, besonders im Winter.
- Mehr Toiletten im Lockdown, am Wiener Platz z.B. steht seit Monaten keine Toilette zur Verfügung.
- Frei verfügbare Monatshygiene für alle Frauen, besonders Frauen mit keinem, geringem Einkommen und für obdachlose Frauen. kostenlose Kondome zum Schutz für die Frauen.
- Mehr psychosoziale Dienste in Köln speziell für Frauen!, es gibt einige, wie den SKF (Sozialdienst katholischer Frauen), Agisra e.V., und zahlreiche Streetworker*innen, die großartige Arbeit leisten, aber oft überlastet sind.
- Geschulte Mitarbeiter:innen und Sozialarbeiter:innen, die von sexuellen Übergriffen und Rassismus betroffene Frauen und Wohnungslose mit Empathie und auf Augenhöhe beraten, bei Bedarf auch in der jeweiligen Sprache.
- Es muss Ansprechpartner:innen geben für konkrete Hilfe und Gegenmaßnahmen bei drohenden Zwangräumungen!
- Wir fordern, dass Zwangsräumungen verboten werden und dass Leerstand und Spekulationsimmobilien vergesellschaftet werden, damit Obdachlosigkeit und somit auch die Obdachlosigkeit von Frauen auf Dauer abgeschafft wird!
Häusliche Gewalt und Obdachlosigkeit KANN JEDE TREFFEN! Wie die Pandemie leider zeigt.
Seien wir aufmerksam und machen uns stark gegen Sexismus… in jeder Klasse!
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